Die Stimme des österreichischen Lebensmittelhandels
Der Russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie in den Fokus gerückt. Derzeit ist die Versorgungslage in Österreich gesichert. Neue potenzielle Herausforderungen erfordern allerdings rechtzeitige Vorbereitung, um auch für mögliche Krisenfälle, wie z.B. einem unvorhergesehenen, großflächigen Stromausfall (Blackout) gerüstet zu sein.
Während die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts von Experten aktuell als sehr gering eingestuft wird, steht der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) als systemkritische Infrastruktur in der gesellschaftlichen Verantwortung, die Grundversorgung der Bevölkerung auch im Krisenfall sicherstellen zu können. Daher haben sich im Herbst 2022 alle großen LEH-Handelsketten in Österreich gemeinsam mit dem Bundesgremium des Lebensmittelhandels der WKÖ und in enger Abstimmung mit dem Städtebund und Gemeindebund auf eine einheitliche Vorgehensweise für einen möglichen Blackout-Fall eines Blackouts verständigt. Das gemeinsame Konzept des LEH wurde am 29. November 2022 im Rahmen eines Runden Tisches mit Herrn Bundesminister Norbert Totschnig und Frau Bundesministerin Gewessler öffentlich vorgestellt.
Der einheitliche Blackout-Vorsorge-Plan des LEH
Gemäß dem einheitlichen Blackout-Plan des LEH bleiben am ersten Tag eines möglichen Blackouts alle Geschäfte vorerst geschlossen, damit notwendige Vorkehrungen getroffen werden können.
Ab dem zweiten Tag werden von 10:00 bis 15:00 Uhr bei Märkten von SPAR-INTERSPAR-, Maximarkt-, BILLA-, PENNY-, ADEG-, Sutterlüty-, HOFER-, Lidl-, Nah- und Frisch-, Unimarkt- und M-Preis Sackerl mit gemischten Frischeprodukten ausgegeben. Aus logistischen Gründen können im Krisenfall keine Wünsche für den Inhalt berücksichtigt werden. Zusätzlich können fertig zusammengestellte Lebensmittel- und Getränke-Sackerl gegen Barzahlung erworben werden. Inhalt sind etwa Wasser, haltbares Brot, Konserven sowie Fertigprodukte oder auch Kerzen. Auf Wunsch auch Babyartikel und Hygieneprodukte. Die Ausgabe erfolgt vor den Geschäften. Ein Betreten der Geschäfte oder ein Selberaussuchen der Produkte wird im Krisenfall nicht möglich sein. Darüber hinaus werden vom Lebensmittelhandel ab dem zweiten Tag eines möglichen Blackouts von 9:00 bis 10:00 Uhr Lebensmittel an die Gemeinden und Blaulichtorganisationen ausgegeben.
Ab dem dritten Tag können aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nur mehr Produkte aus dem Trockensortiment ausgegeben werden.
Die Organisation der Abgabe wird in enger Kooperation mit den Städten und Gemeinden als wichtigsten Partnern vor Ort, erfolgen. Sowohl Städte- als auch Gemeindebund wurden bei der Erstellung des Blackout-Konzeptes eingebunden.
Wie bisher wird der Bevölkerung für so einen Krisenfall eine eigenständige Haushaltsbevorratung von Lebensmitteln für 14 Tage empfohlen.
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Stellungnahmen zum Blackout-Konzept des Lebensmittelhandels
Bundeslandwirtschaftsminister Norbert Totschnig:
„Es ist zu begrüßen, dass sich der heimische Lebensmittelhandel auf verschiedene Krisenszenarien vorbereitet und heute Eckpunkte einer gemeinsame Vorgangsweise vorgestellt hat, um die Grundversorgung der österreichischen Bevölkerung in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden auch im sehr unwahrscheinlichen Fall eines Blackouts aufrechterhalten zu können.“
Mag. Fritz Poppmeier, Vorstandsvorsitzender SPAR:
„Unser Auftrag ist es, die Bevölkerung in jeder Lebenslage zu versorgen. Dazu braucht es vorausschauende Planung und unser Krisenteam hat in hochprofessioneller Weise einen Plan für den Fall eines länger dauernden Stromausfalls entwickelt. Wir sind sehr stolz, dass in Abstimmung mit allen Lebensmittelhändlern nun eine einzigartige Branchenlösung entstanden ist.“
Marcel Haraszti, Vorstand REWE International AG
„Dass auf den Lebensmittelhandel in jeder Situation Verlass ist, konnten wir in den vergangenen Jahren klar unter Beweis stellen. Es freut mich, dass nun im Falle eines Blackouts ein gemeinsamer Plan der ganzen Branche vorliegt. Dies schafft Klarheit und Sicherheit für unsere Mitarbeiter:innen und alle Menschen in Österreich.“
Horst Leitner, CEO HOFER:
„Wir begrüßen den gemeinsamen Schritt der Lebensmittelhändler und das entschlossene konzertierte Vorgehen im Falle eines Blackouts. Gerade in einer Ausnahmesituation sind wir gefordert, als systemerhaltende Betriebe alle an einem Strang zu ziehen und Verantwortung zu übernehmen – zu 100 % und im Sinne und Interesse unserer Bevölkerung.“
Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung Lidl Österreich:
„Ich hoffe sehr und bin optimistisch, dass wir das gemeinsam erarbeitete Konzept nicht brauchen werden. Trotzdem ist es gut, dass wir vorbereitet sind. Das ist einmal mehr ein Beweis, dass der Lebensmittelhandel abseits des Wettbewerbs seiner Verantwortung im Sinne der Gesellschaft nachkommt.“
Hannes Wuchterl, Geschäftsführer ZEV Nah&Frisch Marketingservice
„Für die selbstständigen Nah&Frisch Kaufleute und ihre Mitarbeiter ist es eine Selbstverständlichkeit, Teil einer solchen gemeinsamen, österreichweiten Lösung zur Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Artikeln, im Falle eines Blackout zu sein. Wir werden unseren Beitrag leisten, dass auch in den vielen Klein- und Kleinstgemeinden im ländlichen Bereich, und dort im speziellen für weniger mobile Menschen, der Zugang zu Lebensmitteln aufrechterhalten bleibt.“
Mag. Robert Knöbl, Geschäftsführer UNIGruppe
„Schulterschluss im Lebensmitteleinzelhandel, Klein und Groß sind im Einklang bei der Absicherung der Lebensmittelversorgung im Falle einer möglichen Krisensituation!“
Christoph Tamandl, Geschäftsführer des Fachverbands des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich
„Der Lebensmittelhandel ist eine verantwortungsvolle Branche, die ja bereits bewiesen hat, dass sie auch für Krisenzeiten fit ist. Die heute vorgestellte Branchenlösung für einen möglichen Blackout-Fall, die gemeinsam mit der Wirtschaftskammer erarbeitet wurde, ist europaweit beispielgebend und zeigt, dass der Lebensmittelhandel als systemkritische Infrastruktur auch für den Krisenfall gerüstet ist.“
Gemeindebund Präsident Bürgermeister Alfred Riedl
„Die österreichischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister tragen als Krisenmanager auch große Verantwortung bei der Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger im Ernstfall. Gerade im Falle eines Blackouts ist schnelles und sinnvolles Handeln geplant. Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass der Lebensmitteleinzelhandel gemeinsam ein erstes Blackout-Konzept erarbeitet hat, was damit die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und ihren Lebensmittelfilialen noch einfacher macht. Die kommunalen Krisenmanager werden daher sicherlich die Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel dankbar aufnehmen, da sie dadurch ihre Bevölkerung auch im Krisenfall, der hoffentlich nie eintreten möge, versorgt wissen. In den Gemeinden gibt es bereits diverse Katastrophen- und Krisenpläne, die gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren und den Zivilschutzverbänden ausgearbeitet wurden. Die Ergänzung um die Lebensmittelversorgung in den ersten Tagen eines Blackouts ist damit ein wichtiger Baustein für die kommunale Krisenvorsorge.“
Städtebund Generalsekretär Thomas Weninger
„Im Falle einer Krise ist die sichere Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln eine zentrale Aufgabe. Als Vertreter der Städte bin ich sehr froh, dass sich der Lebensmittelhandel zu dieser wichtigen Aufgabe bekennt und hierfür die geeigneten Maßnahmen gesetzt hat. Welche Bedeutung Lebensmittel und Trinkwasser im Falle eines Blackouts haben, sehen wir gerade an den Menschen in der Ukraine, die aufgrund der Folgen des Krieges tagtäglich mit dieser Unsicherheit konfrontiert sind.“
„Die garantierte Sicherung der Versorgung durch Lebensmittel in Österreich durch den Lebensmittelhandel, entlastet die Städte und Gemeinden von einer wesentlichen Aufgabe im Krisenfall. Dank dieser Initiative des Lebensmittelhandels können sich die Städte damit auf ihre ureigene Aufgabe konzentrieren – der Bereitstellung kommunaler Dienstleistungen. Hier kann man sich auf die Städte und Gemeinden garantiert verlassen. Die Aufrechterhaltung dieser Dienstleistungen ist gerade in einer Krise eine enorme Herausforderung, die die Städte und Gemeinden – wie gewohnt – meistern. Der Dienst an der Bevölkerung steht dabei stets im Vordergrund.“
Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank Robert Holzmann
„Die Oesterreichische Nationalbank rät stets eine kleine Menge Bargeld für alle Fälle zu Hause zu haben, weil Bargeld immer funktioniert, sei es bei Netzwerkausfällen, bei größeren – aber regional begrenzten – Stromausfällen, aber auch im unwahrscheinlichen Falle eines Blackouts. Wir empfehlen daher Bargeld in der Höhe von ca. 100 Euro pro Familienmitglied oder eines doppelten Wocheneinkaufs in kleiner Stückelung zu Hause sicher zu verwahren. In Kooperation mit der Österreichischen Post AG planen wir daher zu Beginn des nächsten Jahres eine Initiative, in der wir die Empfehlungen des Österreichischen Zivilschutzverbandes der österreichischen Bevölkerung näherbringen und auch auf die Bedeutung der Bevorratung einer kleinen Menge Bargeld hinweisen möchten.“