Blog: Warum Lebensmittel teurer werden – und ob der Handel tatsächlich von steigenden Preisen profitiert
Warum Lebensmittel teurer werden - und ob der Handel tatsächlich von steigenden Preisen profitiert.
Die Arbeiterkammer hat zuletzt über Preissteigerungen im Lebensmittelhandel berichtet. Besonders Produkte wie Orangensaft, Butter und Nudeln, die zuletzt deutliche Preissteigerungen erfahren haben, standen dabei im Fokus. Doch was steckt hinter diesen Preissteigerungen? Sind Supermärkte wirklich die Profiteure, wie es oft dargestellt wird? Ein genauer Blick auf die Hintergründe zeigt: Die Ursachen sind komplex und vielschichtig.
Beispiel Orangensaft: Klimawandel als Preistreiber
Orangensaft verzeichnete in den letzten Jahren besonders starke Preisanstiege. Brasilien, als weltweit größter Produzent, leidet unter extremen Wetterbedingungen. Dürren, unregelmäßige Regenfälle und Ernteausfälle von bis zu 25 % führen zu einer deutlichen Verknappung. Diese Knappheit treibt die Preise auf den Weltmärkten. Verbraucher*innen zahlen höhere Preise im Supermarkt, ohne dass die Händler davon profitieren.
Butter: Sinkender Fettgehalt und Tierkrankheiten
Auch Butter ist teurer geworden. Heiße Sommer lassen den Fettgehalt in Rohmilch sinken, was die Produktion erschwert. Aktuell werden laut NÖM für ein Kilogramm Butter 21 Liter Milch benötigt. Tierkrankheiten wie die Blauzungenkrankheit verursachen zusätzliche Engpässe. Diese Faktoren treiben die Produktionskosten nach oben, was sich direkt auf die Endpreise auswirkt.
Nudeln: Schlechte Ernten verteuern Hartweizen
Hartweizen, Hauptbestandteil von Nudeln, ist weltweit knapp. Schlechte Ernten in Europa und beim größten Produzenten Kanada haben die Bestände stark reduziert. Die Lager sind so leer wie seit Jahrzehnten nicht mehr, was die Preise für Pasta erheblich steigen lässt. In Italien, dem Heimatland der Pasta, waren die Auswirkungen besonders dramatisch: Die italienische Regierung sah sich 2023 sogar veranlasst, einen Pasta-Krisengipfel einzuberufen.
Hohe Betriebskosten belasten den Handel
Neben stark gestiegenen Rohstoffpreisen erhöhen sich auch die Energie-, Transport- und Logistikkosten. Diese Belastungen treffen den Lebensmittelhandel besonders stark, da die Umsatzrendite in dieser Branche mit lediglich 0,5 bis 1,5 % äußerst niedrig ist. Auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) sieht in Ihrem Bericht keine Anzeichen für Übergewinne. Laut BWB sind Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland eher auf länderspezifische Preisstrategien multinationaler Konzerne zurückzuführen.
So hält die Bundeswettbewerbsbehörde in ihrem Bericht fest: „Insgesamt gibt es keine Hinweise dafür, dass vor dem Hintergrund steigender und hoher Inflationsraten in den Jahren 2021 und 2022 sowie im ersten Halbjahr 2023 vom LEH versucht worden wäre, die Handelsspannen zu vergrößern.“ Im Gegenteil, die Auswertung der Bundeswettbewerbsbehörde zeigt auf, dass die Handelsspanne bei den oben genannten Produkten Orangensaft, Butter und vor allem Nudeln zwischen 2021 und 2023 geschrumpft ist. Der Handel hat die Teuerung auf Kosten der eigenen Umsatzrendite sogar abgefedert. (Branchenuntersuchung Lebensmittel Executive Summary, BWB 2023)
Europäischer Vergleich: Österreich unter dem EU-Durchschnitt
Laut Statistik Austria liegt der Preisanstieg in Österreich unter dem EU-Durchschnitt. Trotz globaler Herausforderungen versucht der heimische Handel, die Belastung für Konsument*innen so gering wie möglich zu halten.
Lösungsansätze: Politische Maßnahmen gefragt
Zur Entlastung von Verbraucher*innen und Unternehmen sind gezielte politische Maßnahmen notwendig. Eine Senkung der Lohnnebenkosten oder Entlastungen im Energiesektor könnten helfen, die Kosten zu dämpfen.
Fazit: Vielschichtige Ursachen, differenzierte Lösungen
Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln haben komplexe Ursachen: Klimatische Bedingungen, gestiegene Betriebskosten und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die BWB stellt klar, dass der Wettbewerb funktioniert und keine Übergewinne erwirtschaftet werden. Eine differenzierte Analyse und gezielte politische Maßnahmen sind daher notwendig, um Konsument*innen und Handel nachhaltig zu entlasten.